Die „Freundschaft-Harmonie“ im Wandel der Zeit

Als Grundlage einer Vereinschronik dienen im Allgemeinen die von den jeweiligen Schriftführern erstellten Aufzeichnungen der erwähnenswerten Ereignisse des Vereinslebens. Nachdem hier aus früheren Jahren größere Lücken zu beklagen sind, muss auf das Festbuch des Männergesangvereins „Harmonie“ Derdingen anlässlich dem 5-jährigen Stiftungsfestes mit Fahnenweihe im Rahmen des 36.Gausängerfestes des Kraichgausängerbundes vom 31.Mai bis 2.Juni 1924 zurückgegriffen werden. Dort wird wie folgt berichtet:

Chronik1Am 3.Oktober 1880 hat sich auf ergangene Einladung eine Anzahl hiesiger Einwohner im Unteren Rathaussaal versammelt um sich wegen Errichtung eines Gesangvereins, wie ein solcher früher schon bestanden hatte, zu besprechen. Es hat sich dann auch an diesem Tage ein Verein konstituiert (und sind dabei in denselben eingetreten):

Als aktive Mitglieder:
Georg Bürkle,Schultheißenamtsgehilfe, Jakob Bohn,Lehrgehilfe,Jakob Daniel, Wilhelm Ott, Ludwig Treffinger, Jakob Bonwetsch, Johann Lang, Ludwig Kraut, Johann Blickensdörfer, Jakob Heimberger, Louis Stiefbold, Karl Haug,Christian Böhler, Friedrich Zimmermann, Gottlob Gilly, Wilhelm Stiefbold, Karl Aug. Treffinger, Albert Treffinger, Wilhelm Jordan, Johann Schlagentweith, Friedrich Steinmetz Chr.S., Johann Heimberger.

Als passive Mitglieder:
Christian Klein, Gottlob Nuber, Friedrich Klein und Joh. Wilhelm Keller.

Chronik 2Der Verein nahm in den darauffolgenden Jahren stark an Mitgliedern zu und war sehr rege. Am 2. Dezember 1888 gehörte eine Vertretung des „Männerliederkranzes“, bestehend aus dem Dirigenten Lehrer Sommer, dem Vorstand Jakob Daniel und 5 weiteren Vereinsmitgliedern, zur Gründungsversammlung des Kraichgau- Sängerbundes in Sickingen. Für das Gausängerfest 1891 wurde Derdingen ausgewählt. Das Fest fand im schönen Amthofgarten statt und übertraf alles, was vorher da gewesen war. Vielleicht fand deshalb am 26. Mai 1895 bereits das nächste Kraichgausängerfest in Derdingen statt.

Nachdem in den folgenden Jahren die Mitgliederzahl stark zurückging, erklärte der Verein seinen Austritt aus dem Kraichgausängerbund. Der Wiedereintritt erfolgte jedoch bereits am 2. Dezember 1900 und der 24. Mai 1903 brachte der Gemeinde Derdingen dann das dritte Kraichgausängerfest. Der Festplatz war dieses Mal die Gemeindewiese bei der Dreschhalle.

Im Jahre 1910 trat der Verein aus dem Kraichgausängerbund aus. Es kam der Krieg und nahezu alle jungen Männer wurden eingezogen.

Nachdem die Zeiten wieder ruhiger wurden, kam auch wieder die Begeisterung für das Singen.Den „Liederkranz“ als solchen gab es zwar nicht mehr, dafür entstand der Gesangverein „Harmonie“.

Chronik 3Soweit das Zitat aus dem Festbuch des Jahres 1924. Weiter zurückreichende Aufzeichnungen existieren unseres Wissens nicht, so ist dieser Bericht die Basis für das in diesem Jahr gefeierte 125-jährige Jubiläum. Ihm ist eigentlich wenig hinzuzufügen, gibt er doch klar Auskunft über Höhen und Tiefen der Vereine.

Bereits im Juni 1922 war der Eintritt in den Sängerkreis Kraichgau für einen großen Teil der Aktiven Grund, den Verein zu verlassen und einen zweiten Gesangverein, die „Freundschaft“ zu gründen. Wie nicht anders zu erwarten, war das Verhältnis zwischen den beiden Chören nicht gerade herzlich. Aber beide Vereine waren sehr aktiv und leisteten wie es hieß, „in gesanglicher Beziehung Vorbildliches“. So mussten Weihnachtsfeiern und Theateraufführungen wegen zu kleiner Säle zwei- und dreimal abgehalten werden.

Eigene Aufzeichnungen über die Zeit bis zum zweiten Weltkrieg sind leider nicht mehr auffindbar.

Kurze Zeit nach Kriegsende war bereits wieder die Lust, im Verein zu singen, da. Die stark zurückgegangenen Mitgliederzahlen zwangen die Verantwortlichen allerdings, anstatt nebeneinander, wieder miteinander zu singen. Der neue Verein hieß „Freundschaft-Harmonie“ und wurde im Jahre 1945 gegründet. Unter Leitung des Dirigenten Otto Mayer entstand ein gemischter Chor, der bald eine stattliche Sängerschar vereinte und große Erfolge hatte.

Chronik 4Seinerzeit hatte man ins Schwäbische gewechselt und gehörte dem Enzgau, und später dem Keplergau an. Außer dem großen Fest anlässlich der Einweihung einer neuen Fahne im Jahr 1953, war der 24. Oktober 1964 ein herausragendes Datum. An diesem Tag wurde, im Rahmen eines feierlichen Konzertes, Otto Mayer für seine 50-jährige Tätigkeit als Chorleiter in Oberderdingen geehrt. Ein äußerst seltenes Jubiläum.

Mit Peter Faller, der 1967 die Leitung des Chores übernahm, wurde dann mehr die moderne Chorliteratur gepflegt. In diese Zeit fiel auch die Gründung eines Kinderchores, der sich gut entwickelte und heute noch besteht.

Aus gesellschaftlicher Sicht sei die Partnerschaft mit dem Jodlerklub Iseltwald in der Schweiz erwähnt, der für manchen Höhepunkt bei den traditionellen Herbstfesten im historischen Amthofkeller sorgte.

Nachdem im Rahmen der Kreisreform Oberderdingen dem Landkreis Karlsruhe zugeordnet wurde, entschloss sich der Verein mit Wirkung vom 1. Januar 1975 wieder dem Kraichgau-Sängerbund beizutreten.

Chronik 5Mit dem 100-jährigen Jubiläum im Jahre 1980 hatte die „Freundschaft-Harmonie“ die Voraussetzung für die Verleihung der Zelterplakette erfüllt. Vorstand Werner Eisenhardt konnte die Plakette beim Festbankett am 20. Juni 1980 aus den Händen von Landrat Dr.Ditteney entgegennehmen. Unter Mitwirkung vieler Gastchöre wurde der Geburtstag gebührlich gefeiert.

Zum großen Bedauern, vor allem der älteren Sängerinnen und Sänger, musste man ab Herbst 1984 den seit Jahrzehnten als Übungslokal genutzten Saal des Gasthauses „Germania“ aufgeben. Mit Unterstützung der Gemeinde fand man im Saal des Roten Kreuzes ein neues Domizil, an das man sich auch sehr schnell gewöhnte.

Im gleichen Jahr verstarb nach kurzer Krankheit der langjährige 1. Vorsitzende Werner Eisenhardt. Helmut Friedrich übernahm die Aufgabe mit sehr viel Energie und persönlichem Einsatz. Dabei lag ihm besonders die Förderung des Kinderchores am Herzen.

Chronik 6Der Verein war auch in dieser Zeit sehr aktiv und bewies ein hohes gesangliches Niveau. Jahresfeiern mit Theater-Aufführungen und Liederabende wurden abgehalten, Weinfeste im Amthofkeller gefeiert und die verschiedensten kulturellen Veranstaltungen mit Liedvorträgen bereichert.

Ein Schock für alle Aktiven war der plötzliche und unerwartete Tod von Helmut Friedrich im Herbst 1994. In einer außerordentlichen Generalversammlung wurde der bisherige Stellvertreter Wolfgang Treffinger einstimmig zu seinem Nachfolger gewählt. Er leitet den Verein auch heute noch und zeigt mit seiner Vorstandschaft, dass man bei dem immer stärker werdenden Problem der Überalterung in den Männerstimmen, nicht tatenlos zusehen muss. Mit immer neuen Ideen versucht man, neue Sängerinnen und Sänger für den Chorgesang zu begeistern und ist sicher, dies auch in nächster Zeit zu schaffen.

Chronik 7Nachdem mit der gleichen Einstellung und Einsatzfreude an die nächste große Herausforderung, das 125-jährige Jubiläum mit 117. Kraichgausängertag, gegangen wird, kann man zuversichtlich sein, dass die „Freundschaft-Harmonie“ auch die vielfältigen Aufgaben der Zukunft gut bewältigen wird.

Soweit die Chronik unseres Vereins, wie sie von unserem Schriftführer Klaus Moser anlässlich der Herausgabe unseres Festbuches zum 125-jährigen Jubiläum im Jahre 2005 anhand früherer Aufzeichnungen und Protokolle zusammengefasst wurde.

Erwähnenswert seitens des Vorstandes wäre hier noch, dass wir uns in unserem Verein immer bemüht haben, nicht nur die Tradition des deutschen Chorgesanges zu bewahren sondern auch immer wieder neue Wege zu gehen, sowohl was die Musikrichtungen als auch die Sprachen, in denen gesungen wird anbelangt, sowie auch die unserer Meinung nach für das Fortbestehen des Vereines sehr wichtige Jugendarbeit. Hier seien auch die Chorleiter nochmals besonders genannt: Nachdem Otto Mayer den Verein über 50 Jahre lang sehr erfolgreich geleitet hatte folgte 1967 mit Peter Faller ein Dirigent, der vor allem auf die Jugend setzte. In seine Zeit fiel 1968 die Gründung des Kinderchores, der seither mit nur einer kurzen Unterbrechung während der Vakanz auf der Chorleiterstelle 1974/75 bis zur Übernahme des Chores durch Heinrich Schroth ohne Unterbrechung besteht. Herr Schroth leitete 18 Jahre lang den gemischten Chor und anfangs viele Jahre auch den Kinderchor. Der Kinderchor wurde dann kurzzeitig von unserem Sänger Markus Haggenmüller geleitet, bis dann im Jahr 1991 Ursula Schäfer sowohl die organisatorische als auch die musikalische Leitung übernahm. Nach 13 Jahren und nach der Übernahme des Amtes der zweiten Vorsitzenden übergab sie den Stab an Melanie Sihorsch, die den Kinderchor seither sehr erfolgreich leitet, erwähnt sei dass der Kinderchor im Jahr 2009 schon das dritte Musical unter Ihrer Leitung eigenständig aufgeführt hat!

Der gemischte Chor wurde dann 1993 nach 18 Jahren Leitung durch Herrn Schroth von Martin Marzoll übernommen. Mit ihm erreichte der Chor ein gesanglich beachtliches Niveau, es gab erstmals die Bewertung „hervorragend“ für einen Auftritt beim Kraichgausängerfest. Ebenso öffnete sich der Chor gegenüber moderner Chorliteratur und auch dem Gesang in anderen Sprachen, es wurden einige Spirituals und Gospels ins Programm aufgenommen. Weiterhin folgte im Jahr 1999 die Gründung eines jungen Chores namens „Ohrwurm“. 2001 musste Herr Marzoll den Chor aus gesundheitlichen Gründen aufgeben, ihm folgte Andreas Büttner, mit dem wir uns vor allem eine erfolgreiche Fortführung des „Ohrwurms“ erhofften. Allerdings fanden wir im gemischten Chor nie richtig zusammen, und so entschlossen wir uns bereits nach zwei Jahren wieder zu einem Wechsel. Mit Michael Seibel fanden wir einen jungen aber auch eigenwilligen Chorleiter, der zunächst mangels Masse den Ohrwurm wieder in den gemischten Chor integrierte und uns musikalisch noch weiter voran brachte, Gruppensieg beim Kraichgausängerfest und immer hervorragende Bewertungen bei diesen Wertungssingen wurden erreicht. Allerdings musste auch er den Chor dann bereits 2006 aus beruflichen Gründen wieder aufgeben, was sich im nachhinein aber als Glück für den Verein herausstellte, denn Anfang 2007 fanden wir nach fast halbjähriger Suche sie: Frau Salomé Feth! Schon während der Zeit unter Michael Seibel gab es Gedankenspiele mit Hilfe eines Projektchores zu versuchen, wieder mehr Aktive für unseren Chor zu finden, um dem zunehmenden Schwund und drohender Überalterung des Chores entgegen zu wirken. Frau Feth hatte dann die Idee zum Projektchor „Amors Erben – eine amouröse Zeitreise durch die Musikgeschichte“. Im September 2007 ging es los, und zusammen mit zunächst über 20 Neugierigen neuen Sängerinnen und Sängern probten wir sieben Monate lang nur für ein gemeinsames Ziel: Das Abschlusskonzert am 19.04.2008! 16 der neuen blieben bis zum Ende des Projektchores dabei und dreizehn von Ihnen sind seither aktive Mitglieder geworden. Und nur sechs Wochen nach dem Konzert erreichten wir dann als weiteren Höhepunkt als Bewertung das „Diplom Gold“ beim Kraichgausängerfest, so dass das Jahr 2008 als das seit langem erfolgreichste Jahr für unseren Verein in die Geschichte eingeht. Im Jahr 2009 nahmen wir dann erstmals beim badischen Chorwettbewerb in Wiesloch teil, leider konnten wir trotz eines gut gelungenen Auftrittes die Jury nicht davon überzeugen uns den erhofften Titel Konzertchor zu verleihen. Allerdings war die Erklärung der Jury trotzdem sehr positiv, so dass wir mit dem Urteil gut leben können. Frau Feth hat es in kurzer Zeit geschafft, das Niveau des Chores nochmals zu heben und das mit einer immer fröhlichen und freundlichen Arbeitsweise und Ausstrahlung, so dass immer alle mit Begeisterung zu Ihr in die Singstunde kommen. Ebenso hat sie immer wieder neue Ideen und Projekte, mit denen Sie immer auch wieder neue Leute für den Chor begeistert, so dass uns vor der Zukunft nicht bange ist. Die nächsten Projekte bis zum Sommer 2010 sind zwei Konzerte zusammen mit dem Mandolinenorchster Bretten Ende März sowie dann von April bis Juni ein neuer Projektchor mit Abschlusskonzert am 12.06.2010, danach soll dann am 01.08.2010 eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Kinderchor im Amthof in Oberderdingen folgen!

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